Ein Fremder rempelt Dich rücksichtslos auf der Straße an. Er entschuldigt sich nicht. Du kochst innerlich.
Ein Kunde bezahlt Deine Rechnung nicht. Du musst Deinem Geld hinterher rennen. Du bist enttäuscht.
Ein Kollege reißt sich hinterrücks Deine Idee unter den Nagel und profiliert sich damit. Dumm gelaufen! Du hast eine Stinkwut.
Ein Vorgesetzter schreit Dich vor versammelter Mannschaft an. Du fühlst Dich elend und weißt nicht, wie Dir geschieht.
Ein Freund sagt zwei Stunden vor Abflug die gemeinsame Reise ab. Er hat plötzlich keinen Bock mehr, mit Dir in den Urlaub zu fahren. Das trifft Dich völlig überraschend und unerwartet.

Hast Du diese oder ähnliche Situationen bereits erlebt?

All diese Erlebnisse haben eines gemeinsam:

Sie haben nichts mit Dir zu tun – wie diese kurze Zen-Geschichte zeigt:

Musashi war ein alter Meister des Schwertkampf. Er hatte viele Schüler. Eines Tages forderte ihn ein junger Krieger zum Kampf heraus. Der junge Mann war wegen seiner Kraft und dem Talent, alle Schwächen des Gegners zu erkennen, weit über das Dorf hinaus gefürchtet. Er wollte der erste sein, der Musashi in die Knie zwingen würde.

Seine Schüler rieten Musashi vom Kampf ab. Doch er willigte ein. Die beiden Kontrahenten gingen in Stellung und der junge Mann beschimpfte den Meister. Er bewarf ihn mit Dreck und spuckte ihm ins Gesicht. Der Meister blieb einfach regungslos und ruhig stehen. Das ging über Stunden so. Schließlich hatte sich der junge Krieger verausgabt. Er gab sich geschlagen und zog voller Scham davon.

Die Schüler waren enttäuscht, dass ihr Meister diesen überheblichen Mann nicht zurechtgewiesen hatte. „Wie konntet ihr so eine Schmach über euch ergehen lassen?“, fragten sie. Und der Meister sagte: „Wenn einer kommt und Dir ein Geschenk geben will – und Du nimmst es nicht an. Wem gehört dann das Geschenk?“.

Denke an diese kleine Geschichte, wenn Du das das nächste Mal in eine Situation gerätst, wo Du Dinge etwas (zu) persönlich nimmst.

Atme tief ein… atme tief aus…

Es ist seine Geschichte, sein Verhalten, sein Problem, sein Zorn, sein Misstrauen, seine Ignoranzsein enges Herz, sein enger Verstand.

Lass es dort, wo es hingehört – bei ihm!

Alles Liebe vom Haus zur Mitte
Cécilia Graf